Sicherheit in Echtzeit: Innovatives Neuromonitoring in der Schilddrüsenchirurgie
Die Schilddrüse, ein kleines Organ unterhalb des Kehlkopfes, trägt maßgeblich zur Regulierung des „Verbrennungsmotors“ im menschlichen Körper bei. Die von den Follikelepithelzellen der Schilddrüse gebildeten, jodhaltigen Hormone spielen eine wichtige Rolle für den Energiestoffwechsel und das Zellwachstum. Wenn die Aktivität der Drüse gestört ist, spricht man von einer Schilddrüsenüber- oder Unterfunktion. Sind in der vergrößerten Schilddrüse Knoten nachweisbar, ist oftmals die operative Entfernung eines Teils der Schilddrüse oder des ganzen Organs notwendig. Dabei ist es wichtig, eine Schädigung des Stimmbandnervs auszuschließen. Die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am St. Josefs-Hospital Cloppenburg setzt seit diesem Jahr auf eine weiterentwickelte Methode der Echtzeitüberwachung, um dem Risiko einer Nervenschädigung während des Eingriffs wirksam vorzubeugen.
Jedes Jahr unterziehen sich mehr als 100.000 Menschen in Deutschland einer Operation an der Schilddrüse. Obwohl die Schilddrüsenchirurgie mittlerweile sehr standardisiert und dadurch sicher ist, besteht bei starken Verwachsungen weiterhin die Gefahr einer Verletzung des Stimmbandnervs. „Bei einer Stimmbandlähmung infolge einer unbeabsichtigten Schädigung des Nervs kommt es zu Heiserkeit, Sprachstörungen und Schwierigkeiten beim Schlucken bis hin zu Atemnot“, erklärt Dr. med. Hans-Günther Hempen, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am St. Josefs-Hospital das Restrisiko. Die meisten Fälle einer Nervenschädigung, zum Beispiel durch Zug, Druck oder thermische Einwirkung, seien für den Operateur jedoch nicht unmittelbar sichtbar. „In der Schilddrüsenchirurgie setzen wir daher seit etwa 15 Jahren auf das intraoperative Neuromonitoring (IONM), mit dem nicht sichtbare Nervenschädigungen bereits während der Operation aufgedeckt werden können“, erläutert Hempen.
Vor allem bei ausgedehnten und schwierigen Schilddrüsenoperationen, zum Beispiel bei Wiederholungseingriffen, großer Kropfbildung oder Morbus Basedow, einer Autoimmunkrankheit der Schilddrüse, habe sich diese Technik in der Vergangenheit als sehr hilfreich erwiesen. Bislang war die bewährte OP-Technik jedoch auch einer wesentlichen Einschränkung unterworfen. So konnte die Funktionsfähigkeit der Stimmbandnerven während des Eingriffs nur kurzzeitig, also intermittierend, durch den Operateur überprüft werden.
Am St. Josefs-Hospital ist daher vor wenigen Monaten eine Weiterentwicklung der bewährten Technik eingeführt worden: Die sogenannte „NIM-Response“, in Verbindung mit einer speziellen, ringförmigen Elektrode. Diese zusätzliche Überwachungseinheit beobachtet die Funktion des Stimmbandnervs während des Eingriffs kontinuierlich und in Echtzeit und macht Schilddrüsenoperationen noch sicherer. Chefarzt Dr. Hempen erläutert die Vorteile der optimierten Ausstattung: „Das permanente Echtzeit-Monitoring ermöglicht uns eine deutlich verbesserte Reaktionsmöglichkeit durch frühzeitiges Erkennen einer beginnenden Nervenschädigung. Das System gibt akustische und visuelle Warnsignale bei veränderter Nervenaktivität und weist so auf Alarmgrenzen hin.“ Die moderne OP-Technik ermögliche dem Operateur eine unmittelbare Interpretation der Nervenfunktion und eine schnelle, präzise Reaktion auf die sich verändernde OP-Situation. Unentdeckte Schädigungen des Stimmbandnervs seien mit der neuen Technik zuverlässig auszuschließen – ein bedeutender Pluspunkt für mehr Patientensicherheit in der Schilddrüsenchirurgie.
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